Alle modernen Kommunikationsmittel für Blauwasser-Segler in der Übersicht
Umfangreicher Erfahrungsbericht und zahlreiche Links  -  laufend aktualisiert
Sehr ausführlich aber auch für Radio-Laien verständlich beschrieben

 

Mails & More - "chirpen" von Bord zu Bord...
von Peter Höbel, DL2MAS

 

Von unten, vom Kartentisch PANDAREA tönt ein leises aber durchdringendes "chirp, chirp,chirp" hoch ins Cockpit. Haustiere an Bord der Hochseeyacht? Weit gefehlt. Was da vor sich hin piepst ist "Pactor", neues Mitglied in der Welt der Yacht-Kommunikation, das mehr und mehr Freunde gewinnt. An einem kleinen silbergrauen Kästchen flackern und blinken zwei Dutzend farbige Lämpchen. Vorbei ist die Zeit, da man auf mühsam zu verstehende Funkgespräche angewiesen war, für man die zu den unmöglichsten Zeiten pünklich bereit sein mußte. Vorbei auch die Zeiten, da sichere Kommunikation nur etwas für die Superreichen war. Selbst auf hoher See spuckt das kleine Wunderwerk der Technik über den Laptop-Bildschirm e-mails aus aller Welt aus - und zwar dann, wenn der Skipper dafür Zeit hat  -   zum Nulltarif. Ist das nichts?

Der Wunsch von seegehenden Schiffen aus in Verbindung zu anderen Schiffen oder zum Land zu treten ist so alt wie Schiffahrt. Aus wirtschaftlichen, militärischen und privaten Gründen und natürlich im Seenotfall. Feuer- und Rauchsignale, Flaggensignale, Licht- und Schallzeichen gibt es seit Urzeiten bis heute.

Mit Mikrofon und Morsetaste
Mit Erfindung der drahtlosen Telegrafie wurde der Tastfunk im Morsecode zum Standard für sichere Kommunikation auf grosse Distanzen. Später revolutionierte Sprechfunk in AM (Amplitudenmodulation) den Bedienkommfort, denn man musste nicht mehr morsen, wenngleich die Bedienung der Röhrengeräte noch kompliziert und der Energiebedarf sehr groß war. Zu groß für eine durchschnittliche Fahrtenyacht.

Heute ist SSB-Betrieb (Singlesideband, also Einseitenband) stand der Technik, der im Prinzip höhere Reichweiten mit geringerer Sendeleistung und eine besser Ausnutzung der immer voller werdenden Hochfrequenzbänder zuläßt. Auch wurden die Kurzwellengeräte mit Transistoren und integrierten Schaltkreisen immer kleiner und können heute problemlos von zwölf Volt Batterien betrieben werden. Für den Betrieb einer notfalltauglichen Seefunkstelle ist international einheitlich geregelt künftig als Befähigungsnachweis ein "General (Ship)Operators Certificate " GOC" der jeweils eigenen nationalen Telekommunikationsbehörde nötig. Ebenso kompliziert wie die Technik ist manchmal leider der Genehmigungsdschungel: So sollen zwar die alten "Allgemeinen Sprechfunkzeugnisse" nach 2004 nicht ungültig werden, zur Teilnahme am neuen internationalen Sicherheitsstandard GMDSS der Berufsschiffahrt und Rettungs-Leitstellen jedoch nicht berechtigen. Schon heute fährt ein Großteil der (ausrüstungspflichtigen) Berufsschiffahrt ohne Bordfunker und muß weder die internationale Not- und Anruffrequenz 2182kc noch den UKW-Kanal 16 abhören. Mit anderen Worten: Ein Containerschiff kann in Sichtweite an unserer havarierten Yacht vorbeidampfen ohne unseren nach altem Verfahren gesendeten Notruf zu hören. Ob uns der Ausguckauf der Brücke sieht ist ein anderes Thema.

Im Nahbereich, also am Ankerplatz, beim Segeln in Sichtweite, für Hafenmanöver etc. nutzt man Ultrakurzwelle (UKW bzw. VHF) in Frequenzmodulation (FM). Einbau- und Mobilgeräte sind für wenig Geld zu bekommen und gelten als absolut unverzichtbar für Fahrtensegler. Es gibt sogar wasserdichte Geräte - vorzugsweise für den Gebrauch im Beiboot und zum eventuellen Mitnehmen in die Rettungsinsel.

Telefon und Fax aus dem All
Parallel zum klassischen Funk wird seit einigen Jahren verstärkt die die Satellitenkommunikation vorangetrieben. Die älteren Inmarsat A und B-Anlagen sind ausschließlich für kommerzielle Nutzung (etwa auf großen Schiffen oder Fernsehübertragungen) vorgesehen. Inmarsat- M und seit einigen Jahren Mini-M mit deutliche kleineren Antennen sind für Telefonie, Fax und Datenverkehr auch für Yachten interessant. Bei Mini-M gibt es allerdings im westlichen Pazifik, also ausgerechnet auf den für Weltumsegler längsten Strecken zwischen Panama und den Marquesas immer wieder Versorgungslücken. Inmarsat-C ist für reinen Datenverkehr (dazu zählt auch Fax per Weitervermittlung durch Erdefunkstellen) und Notfunk deutlich günstiger. Inmarsat nutzt vier hoch fliegende geostationäre Satelliten. "Hoch fliegend und geostationär" bedeutet für die Praxis an Bord: Bedarf an hoher Sendeenergie (und damit mehr Strom) sowie eine präzise nachgeführte Antenne (mit anfälliger Mechanik) sind nötig. Auch für Inmarsat wird eine Genehmigung benötigt. Für Inmarsat Seenotfunkbaken (sat-EPIRB) ist der Besitz eines Funkzeugnisses nicht erforderlich.

  Grafik: Die farbigen Ovale zeigen den überlappenden Abdeckungsbereich der geostationären Inmarsat-Satelliten

Neuer Anlauf für Iridium
Neu und vielversprechend im Orbit war  Iridium für Telefonie und weltweiten Rufdienst (Pager). Leider stand das ehrgeizige Projekt im ersten Anlauf Mitte der neunziger Jahre auf finanziell zu schwachen Beinen.  "Die Finanzprobleme der vielleicht allzu optimistischen Betreiber lassen erst mal zur Vorsicht raten", schrieb ich in der ersten Fassung dieses Artikels im Herbst 1999 - und hatte schnell recht behalten. Iridium ging 2000 pleite, nachdem ein Rettungsversuch unter amerikanischer Konkursverwaltung ("Chapter eleven") zunächst gescheitert  war.

Seit Frühsommer 2001 ist Iridium aber wieder auf dem Mark, technisch verbessert und jetzt offensichtlich auch wirtschaftlich auf solideren Beinen dank des starken US-militärischem Engagements. Ein neues Vertriebskonzept, deutlich günstigere Preise als bei ersten Anlauf und sogar die alten Geräte können weiterbenützt werden. Für viele Segler stellt es für die Verbindung zum Land (beispielsweise nach Hause) eine echte Alternative zu Inmarsat oder Kurzwellenfunk dar, zumal hierfür keine Lizenz oder Funkzeugnis nötig ist. Meine ursprünglichen Bedenken - besonders für Low-Budget-Yachties - in eine unsichere Zukunft zu investieren und eventuell ein paar Tausend Euro in den Sand zu setzen, haben sich soweit reduziert, dass ich mittlerweile selbst ein Iridium-Handgerät in Betrieb genommen habe. Ich bin mir allerdings darüber im Klaren, dass ( wie auch GPS) das System nur durch das Pentagon am Leben erhalten wird, was u.U. Einschränkungen zur Folge haben kann, wie z.B. Kanalverfügbarkeit im Indischen Ozean und in der Golfregion, sowie Spannungsgebieten.

Iridium nutzte ein Netz von niedrig umlaufenden Satelliten ("LEOs), die mit weniger Sendeenergie erreicht werden und - vergleichbar einem GPS-Gerät - mit einer simplen kurzen Antenne auskommen. Lediglich freie Sicht ist erforderlich. Reinhard Bellingrodt, deutscher Einhand-Weltumsegler und TO-Preisträger 2000 erzählte mir, er habe auf seiner SY "Lady2"  mit dem System selbst in abgelegenen Seegebieten des Pazifik gute Erfahrungen gemacht. Es kann also wie bei Inmarsat von weltweiter Abdeckung ausgegangen werden - aber mit deutlich weniger technischem Aufwand.

Thuraya - revolutionäre Technik aus Arabien
Ein ganz neues System ist Thuraya.
Technisch ist es sicherlich das zur Zeit weitestgehende System: Es verbindet die Vorteile von Inmarsat und Iridium. Der Betrieb läuft über einen mittelhoch stehenden geostationären Satelliten, d.h. wie bei Inmarsat unterbrechungsfreier Betrieb. Es hat alle Handling-Vorteile wie Iridium: ohne Richtantenne, geringer Strombedarf, klein, leicht, einfach zu bedienen, sicher und kostengünstig. Integriert ist sogar ein GPS-Satellitennavigator Außerdem ist technisch sogar echtes GSM-Roaming möglich, d.h. in den Dual-Geräten wird bei Netzverfügbarkeit GSM genutzt und erste wenn keine bodengestützt Verbindung zustande kommt sorgt die automatische Umschaltung auf Satelliten für reibungslosen Verkehr. Theoretisch zumindest. Denn leider gibt es Pferdefüsse die unter dem Aspekt der Betriebssicherheit noch Zurückhaltung anraten: Thuraya ist erst seit Herbst 2001 aktiv, man wird also den wirtschaftlichen Erfolg abwarten müssen. Die revolutionäre Technik kommt von einem arabisches Betreiberkonsortium unter Beteiligung von Saudi Arabien und Libyen mit Kontrollstation des bisher einzigen Satelliten in Dubai. Weder Deutsche Telekom noch Vodafone haben meines Wissens bisher vertragliche Vereinbarungen mit Thuraya. Angebote mit voller GSM-Verfügbarkeit bietet die Schweizer Firma Swisscom ("Easy Roam"). Ob sich die aktuelle militärisch-politische Lage (Irak-Konflikt) auf die Betriebssicherheit auswirkt kann nur schwer beurteilt werden.

Grafik: Thuraya bietet keine weltweite Abdeckung. Zentral- und Südeuropa , Nord- und Mittel-Afrika, der nahe und mittlere Osten und Südasien werden von dem Satelliten abgedeckt. Interessant trotzdem für viele Segler im gesamten Mittelmeer, Nord- und Ostsee, Schwarzem Meer und dem nördlichen Indic und dem Rote Meer.

Orbcomm, SMS und "Handy" 
Schließlich gibt es noch eine weitere  e-mail-Option, ORBCOMM LEO, mit zur Zeit einem Gerät auf dem Markt, einem GPS-Gerät von Magellan (GSC 100), in den das Kommunikationsfeature eingebaut ist. Die Nutzung finde ich ähnlich umständlich wie SMS beim Mobiltelefon, weil beispielsweise Nachrichten von Land einem Vermittler per Telefon zur Weiterleitung diktiert werden müssen. ORBCOMM ist momentan ohnehin nur in USA, Kanada, Argentinien und dem karibischen Raum anwendbar. Es soll aber auch in Europa ausgebaut werden. Hierfür ist der deutsche Küstenfunk-Provider SMD (Schiffsmeldedienst) als künftiger Ansprechpartner am Ball und hat entsprechende Pläne. Aber wie bei allen kommerziellen Unternehmen sollen die Dienst  vorwiegend Ballungsgebiete abdecken. Einsame Blauwasser-Kreuzer sind und bleiben nun mal eine zahlenmäßig recht bescheidene Zielgruppe.

Zur Vollständigkeit: Im küstennahen Bereich können  - wie überall an Land-  natürlich auch Cellular-Telefone (vulgo: Handys) eingesetzt werden. Sie sind bekanntlich preisgünstig, liefern per WAP-Technik und SMS vielerlei (kostenpflichtige) Informationen bis hin zu Wetterberichten. Test, Informationen und Internetseiten hierzu gibt es zuhauf, deshalb gehe ich hier nicht weiter darauf ein. Meine eigenen praktischen Erfahrungen im Küstenbereich des Mittelmeers und Australien, hauptsächlich am Ankerplatz und bis zu fünf Meilen auf See (allerdings mit Hochantenne am Besan-Mast und 8-Watt-Auto-Telefon von Nokia) sind positiv. GSM-Telefone ersetzen aber keinesfalls vernünftige Seefunkeinrichtungen: Küstenwache und Rettungsdienste wie die DGzRS warnen ausdrücklich davor, sich ausschließlich auf "Cellular-Phones" zu verlassen, weil im Seenotfall keine Kommunikation mit den Rettungsfahrzeugen möglich ist.

Für jedweden Satellitenfunk gilt: teuer. Gerätepreise von etwa 2.000 bis 5.000 Euro plus Einbaukosten, Tendenz fallend. Im Regelfalle Monatsgebühren um 20 bis 60 Dollar (oder Euro) plus Minutenpreise von zwischen drei und fünf US-Dollar für die Übertragung müssen zur Zeit noch kalkuliert werde, wenngleich die Preise durch heftigen Wettbewerb der Systeme und der Provider  auch hier ins Rutschen geraten und  in verschiedenen Ländern höchst unterschiedlich und ständig in Bewegung sind. Es lohnt sich durchaus, die Bedingungen von Providern wie der Deutschen Telekom (Erdefunkstelle Raisting) mit der holländischen "Station 12" (Vormals Schevening Radio) oder den amerikanischen Riesen AT&T, COMSAT (USA) und anderen zu vergleichen. Am einfachsten ist es hierfür, im Internet mit Hilfe der Suchmaschinen zu surfen, soweit nicht schon in diesem Artikel bereits Links aufgeführt sind.

Systeme für jeden Geldbeutel
Vielfältige Möglichkeiten also für den modernen Segler mit dicker Brieftasche. Für die Systementscheidung abzuwägen sind die technische Möglichkeiten an Bord (Platz, Stromversorgung), Aufwand in Installation und Bedienung (Fachkenntnisse, Lizenzen, Genehmigungen), Systempreis, laufende Kosten und Nutzungsentgelte, Sicherheit der Verbindung und Verfügbarkeit des Systems je Seegebieten und Ausbreitungsbedingungen. Außerdem hat der vorsichtige Segel-Mensch immer ein Paar Hosenträger zum Gürtel - sprich unabhängig voneinander funktionierende Systeme als Backup. Es gibt sie nicht, die "Eierlegendewollmilchsau". Meine Praxisinformationen sollen und können weder ein Fachbuch (Gibt's für wenig Geld beim Delius Klasing Verlag) noch Vorschriftensammlungen ersetzten (nutzen Sie die zahlreichen Links um weiterführende Informationen aus dem Web zu bekommen). Primär habe ich Blauwasser- und Weltumsegler im Blick, die weniger Alternativen an Land haben als Küstensegler in heimischen Gewässern oder am Mittelmeer, gleichzeitig aber viel dringender auf reibungslose Kommunikation angewiesen sind. Für Blauwassersegler kann aus meiner Sicht nur gelten: Investition von Zeit in bestmögliche eigene Ausbildung, um die vielfältigen technischen Möglichkeiten optimal nutzen zu können.

Die nachfolgende tabellarische Übersicht zeigt die Hauptunterschiede aller mir bekannten seriösen derzeit auf Fahrtenyachten einsetzbaren  Kommunikationsmittel (also ohne kommerziellen Inmarsat A und B einerseits oder dem ziemlich nutzlosen CB-Funk andererseits).


Die Pandarea-Kommmunikations-Tabelle
Übersicht für Fahrtensegler
 
System benötigt ca.Kosten Vor- / Nachteil Betrieb Verfügbarkeit Seenot
Inmarsat M Satellitengerät
Antennen-Dom
Computer
Drucker
Geräte sehr teuer
monatliche Grundgebühr
hohe Minutenpreise etwa 3 bis 5 US$ (Preise etwas fallend)
Anrufer zahlt
direkter Zugang zu normalen Telef. und Fax-Geräten weltweit
Internetzugang
abhörsicher
Guter Service (Wetter, Medico)
Antenne groß
hoherStromverbrauch
einfache Bedienung
Seefunkzeugnis
stets verfügbar
weltweite Abdeckung (außer Polkappen und kleine Gebiete im Ostpazifik)
muß einen der 4 geostationären Satelliten finden und "verfolgen"
evtl.Problem bei Seegang
nicht im GMDSS* kann nicht von anderen Schiffen und Küstefunkstellen mitgehört werden
keine "MM-Netze" **
Inmarsat Mini-M wie M
kleinerer Dom
hoher Gerätepreis aber mit ca. 7.500 € günstiger als M
Traffic-Kosten wie M
Antenne deutlich kleiner und leichter als M-Dom, anfällig wie M wegen kleinerer Antenne empfindlicher bei starken Schiffsbewegungen,
sonst wie M
nicht im GMDSS* kann nicht von anderen Schiffen und Küstefunkstellen mitgehört werden
keine "MM-Netze" **
Inmarsat C wie M
sehr kleine Antenne
Gerät mittlere Preislage ab 2.500 €
Traffic-Preis per Datenmenge,
relativ teuer
Mobilfunkstelle zahlt immer
kein Voice-Telefon
Fax-Vermittlung
Kombi mit GPS und GMDSS

positiv: Wetter- und Medico Service kostenlos 

umständlichere Bedienung,
prinzipiell GOC* nötig
Abdeckung wie M
Verbindung stabiler, weil Antenne nicht nachgeführt werden muss
Voll GMDSS*
codierte Notrufe:
+Schiffskennung
+Notfallart
+GPS-Standort
+Navtex-Meldungen
Iridium


Handgerät 2.000 €, nur ein Hersteller Motorola
(Einbaukit mit
Außenantenne)
ext.Stromversorg.ca

Marine-Einbaugerät von Sailor ca.4.000€

Monatsgebühren ca. 30 €,
Minutenpreise ähnlich Inmarsat
Minimumcharge
Gespräche werden vom Anrufer bezahlt

kostenlose SMS via Internet!

einfache Bedienung Phonie, SMS, Pager
keine aufwendig Nachführantenne,
Datenfunk im Aufbau 
Zukunft unsicher interessant: Roaming-Kombi mit GSM z.B. D1 und D2 derzeit wieder möglich
einfach
sehr mobil
keine Ausbildung keine Lizenz
Ideal für Telefonie, Datenfunk langsam aber möglich
keine Lizenz
Provideranbindung nötig
im Prinzip weltweite Abdeckung, aber in
einsamen Seegebieten nicht immer völlig sicher,
findet einen der 64 LEOs automatisch, kein Tracen
nicht im GMDSS* kann nicht von anderen Schiffen und Küstefunkstellen mitgehört werden
keine "MM-Netze" **
Anruf bei MRC möglich

Thuraya

Ein Handgerät (nur ein Hersteller Ascom) um 1.500€ (Einbaukit erhältlich
Kombigerät zu GSM incl.eingebauter GPS

Monatliche Grundgebühr ab ca. 30 €

Sehr günstige
Minutenpreise

Roaming sogar teilweise günstiger als GSM-Handys

Telefonie, Datenfunk extrem langsam aber möglich

Echte Alternative zu GSM-Handgeräten

ACHTUNG:Sehr neu auf dem Markt, erst seit Herbst 2001

Keine Lizenz
Provideranbindung über SIM-Karten

einfachste Bedienung
keine Lizenz
Abdeckung nicht auf hoher See in Atlantik, Pazifik

Gut für Nord- und Ostsee, Mittelmeer, Rotes Meer

Nicht im GMDSS
kann nicht von anderen Schiffen gehört werden
keine MM-Netze**
Anruf in MRC möglich
ORBCOM Kombigerät für NUR-Datenfunk in GPS
optional:
Außenantenne
Stromversorgung
Geräte preisgünstig (ca.1.000 US$,
Monatsgebühr
ziemlich hohe Übertragungspreise nach Datenmenge (pro Buchstabe 1US Cent)
Mobilfunkstelle zahlt immer
Kombination
keine aufwendig Nachführantenne
Neu im Markt: m.E. primär für USA und Karibik-Markt
sehr mobil
keine Ausbildung keine Lizenz
umständliches Handling am Gerät und per Operator
nicht weltweit verfügbar (Einsatz:USA, Canada)
wenig befahrene Seegebiete fehlen (Pazifik!), soll aber ausgebaut werden
ähnlich wie Iridium
findet einen der z.ZT.28 von 36 LEOs automatisch
kein Antenne-Nachführen
nicht im GMDSS* kann nicht von anderen Schiffen und Küstefunkstellen mitgehört werden
keine "Netze" **
SSB
Seefunk
zugelassener HF-Transceiver
Antennentuner
Stabantenne oder angepasstes Achterstag
zugelassene Geräte ab ca.3.000 € ,
Installation aufwendig
Betrieb kostenlos
Telefonvermittlung teuer über Küstenfunkstellen
weit verbreitet
(nahezu auf jeder Yacht)
keine Providerbindung nötig
weltweit Schiffe Küstenfunkstellen
Meteo, Medico
offen mithörbar
Bedienung nicht einfach
allgemeines Sprechfunkzeugnis f.d. Seefunkdienst nötig
weltweite Abdeckung
Störungen möglich
sehr unterschiedliche physikalische Ausbreitungsbedingungen,
Notverkehr alter Art, koordinierter Rettereinsatz ist mithörbar
Seefunk-Netze
Übergangszeit zur Nutzung nur noch  bis Ende 2004
SSB
Seefunk
im
GMDSS*
wie oben plus
DSC-Controller
plus GPS
meist komplette neue Anlage nötig
DSC für Yachten noch ziemlich teuer, alte Transceiver nicht nachrüstbar wie oben plus
Selectivrufe
(also stumme Hörwache)
nicht einfach
Zusatzausbildung
GOC* zwingend erforderlich
wie oben, aber sicherere Verbindungen durch Frequenz-Scanning
Voll GMDSS*
Hörwache auf Schiffen/Land codierte Notrufe
+Schiffskennung +Notfallart
+GPS-Standort
keine Netze
SSB
Amateurfunk
("HAM-Radio")
jede Art HF-Transceiver
Antennentuner
Stabantenne
o.angepasstes Achterstag
Zusatzgeräte
(Endstufen erlaubt)
Geräte preiswert
Installation aufwendig

geringe Monatsgebühr
Betrieb kostenlos
weit verbreitet
vielfältige Aktivitäten
offen mithörbar
keine kommerz. Nutzung erlaubt
kein"Drittverkehr"
kompliziert
umfangreiche Prüfung
Amateurfunklizenz
Klasse 1 bzw. B. zwingend nötig
Verbindungen mit nichtlizensierten illegal und strafbar
prinzipiell wie Seefunk aber durch höhere erlaubte Sendeleistungen theoretisch bessere Bedingungen nicht im GMDSS*
Notverkehr nicht vorgesehen

weitläufige weltweite Ham-Netze

Pactor
(grundsätzliche Informationen)
SSB-Funkgerät (mit Zubehör)
Computer, Software
Pactor-Controller
Kosten für Controller zwischen 200US$ und 800€  je nach Leistungsfähigkeit Grundsätzliche Bedingungen je Benutzergruppe wie im Sprechfunk
Fehlerfreie Übertragung
je nach Gruppe
folgende Bedingungen
Bedienung stes relativ umständlich,für alle Gruppen gleich
normale HF-Bedingungen
aber geringere Feldstärken nötig
nicht im GMDSS*
Verkehr kann von Rettern nicht mitgelesen werden
HAM
Pactor 1
(entspricht nicht mehr dem Stand der Technik)
Ausrüstung wie oben plus
alte, einfache Controller
controller schon ab ca.200 US$ langsame Übertragung im offenen Klartext, kann jeder direkt mitlesen Amateurfunklizenz
normale HF-Bedingungen

nicht im GMDSS*
Notverkehr nicht vorgesehen Not-Mails werden vielleicht weitergeleitet
weitläufige Ham-Netze
HAM
Pactor 2
Ausrüstung wie oben plus
aufwendiger neue Controller
controller  ca. 750 € schnelle Binär-Übertragung
relativ sicher gegen mitlesen
Amatuerfunklizenz
normale HF-Bedingungen
aber geringere Feldstärken nötig
nicht im GMDSS*
Notverkehr nicht vorgesehen
Not-Mails werden vielleicht weitergeleitet
weitläufige Ham-Netze

Pactor via Pin Oak

neuer Name seit April 2001
SeaWave

ACHTUNG: unsicher ob der Betrieb noch läuft

Ausrüstung wie Seefunk aber spezieller Controller der Anbieter nötig
plus Computer
Controller mit Programm teuer
hohe Jahresgebühr dafür dann z.ZT. keine weiteren Übermittlungskosten
Controller für kein anderes System nutzbar
echt codiert = abhörsicher
Bilder möglich
Zusatzangebote (Wetter in Farbe)
keine Lizenz aber für KW-Gerät Seefunkzeugnis nötig
normale HF-Bedingungen
nicht weltweit verfügbar
Semi-Profess. Ops
nicht im GMDSS*
Notverkehr nicht vorgesehen
Not-Mails werden evtl. weitergeleitet
keine Netze
Pactor via Sailmail Ausrüstung wie Seefunk plus beliebiger Pactor-Controller
plus Computer
wie Ham-Pactor
niedrige Jahresgrundgebühr
keine weiteren Kosten
weil einzige billige Alternative zwischen Ham und Profi-Sys sehr überlaufen keine Lizenz aber für KW-Gerät Seefunkzeugnis nötig

normale HF-Bedingungen
lange Wartezeitenwegen geringer Senderkapazität
nicht im GMDSS*
kein Notverkehr
Not-Mails werden vielleicht weitergeleitet
keine Netze
Pactor via Bern Radio gleiche Funk- Ausrüstung wie Seefunk plus beliebiger Pactor-Controller
plus Computer
wie Ham-Pactor
monatliche Grundgebühr
mittlere Kosten per Datenmenge
(günstiger als Sat)
codiert abhörsicher
Bilder möglich
keine Lizenz aber für KW-Gerät Seefunkzeugnis nötig

normale HF-Bedingungen
viele Frequenzen
weltweite Abdeckung
professionelle Abwicklung
nicht im GMDSS*
Not-Mails werden an RCC weitergeleitet
keine Netze
Pactor via Kiel Radio

"DAO"

gleiche Funk- Ausrüstung wie Seefunk plus spezieller Pactor-Controller mit
plus Computer
Controller mit Firmware 955€
Jahresgebühr ab 350€
geringe Datenmenge im Grundpreis,
weitere Übermittlungskosten bei mehr-Traffic
codiert abhörsicher
direkter
Internetzugang
Protokolle FTP, SMTP, POP3, Telnet,  HTTP (lokal)
Zusatzangebote (Fax-Vermittlung, Wetter etc.)
keine Lizenz aber für KW-Gerät Seefunkzeugnis nötig
normale HF-Bedingungen
zehn Frequenzen,
Roamingpartner aber
Abdeckung noch nicht weltweit
professionelle Abwicklung
nicht im GMDSS*
Not-Mails werden
an RCC weitergeleitet
keine Netze
 
Globe Wireless wie Inmarsat

Provider

Kosten auf Anfrage

  keine Lizenz nötig, wird wie Telefon verwendet   Satelliten-Datendienste
nicht im GMDSS
Globalstar verschiedene Hand- und Einbaugeräte ab 2 USD pro Minute zahlreiche Dienste einschließlich Wetterinformationen keine Lizenz nötig, wird wie Telefon verwendet nur im amerikanischen und karibischen Raum zu verwenden, für Fahrtensegler nicht interessant

Satellitendienste
nicht im GMDSS

 

Zusammenstellung von Weltumsegler Peter Höbel aufgrund eigener praktischer Erfahrungen nach bestem Wissen aber ohne Gewähr.
Wird bei neuen Erkenntnissen ergänzt. Hinweise, evtl. abweichende Erfahrungen und Korrekturen gerne an info@pandarea.de . Stand 01/2003
 (c) COPYRIGHT 1999-2003 by Peter Höbel Edition PANDAREA
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*GMDSS Global Maritime Distress and Safety System, weltweiter neuer Seenot-Standard (GOC=General Operators Certificate)
** Gemeint sind die bei Blauwasserseglern beliebten offenen Funknetze für Wetter, Sicherheit und Klatsch zwischen Yachten

Stark im Kommen: Digitale Betriebsarten
Anmerkungen aus dem praktischen Bordbetrieb der Pandarea während der Weltumsegelung

 

Eine Vielzahl von Betriebsmöglichkeiten - alte oder solche für Funkspezialisten (Amtor, Sitor, Clover, SSTV, RTTY usw.) - fallen bei dieser Betrachtung unter den Tisch. Ich persönlich arbeite auf der PANDAREA neben SSB- und VHF-Seefunk für Kontakt mit nichtlizensierten Yachties auch auf SSB- und CW, VHF-, UHF- Amateurfunk und  immer mehr auf Pactor 2 mit e-mail. Zu dieser relativ neuen, sich rapide entwickelnden Betriebstechnik Zu Pactor kommen in jüngster Zeit die meisten Fragen interessierter Segler, deshalb nachfolgend etwas ausführlicher, worum es dabei geht, welche Möglichkeiten in diesem System stecken.

Computer, Controller und Co.
Eine Grundidee ist, auf den meisten Yachten bereits vorhandene Komponenten zu verwenden: Zumeist gehören ein leistungsfähiger SSB-Transceiver mit Tuner und Antenne und ein Laptop-Computer  heute zur Standardausrüstung bei Fahrtenseglern. Dann wird lediglich als Bindeglied ein Controller benötigt. Es gibt unterschiedlich leistungsfähige Geräte. Der meines Erachtens beste Controller auf dem Mark ist derzeit ein deutsches Gerät aus Hanau, der SCS-PTC II für rund 700 € in der Ham-Version. Es sind mehrere Geräteversionen (auch eine abgespeckte) zu bekommen. Die SCS-Leute haben die Pactor-Technik entwickelt. Billigere Kisten (amerikanischer Herkunft, z.B. KAM) sind bereits für den halben Preis oder darunter zu bekommen. Für "KüFust-" (Küstenfunkstelle) oder "Sail Mail" Anwender ist von Billiggeräten abzuraten. Weniger technisch qualifizierter Funker haben damit mehr Anpassungs- und Abstimmungsprobleme.

KW-Station und  Pactor-Controller
YAESU FT 757-GX ein inzwischen 20Jahre altes aber bewährtes und robustes Amateurfunkgerät. Darunter mit Klebeband befestigt der moderne SCS PTC II Controller. Mit sendete und empfing ich an Bord der PANDAREA hunderte e-mails über Kurzwelle

 Zwar ist auch der SCS PTC II  gewöhnungsbedürftig, bis er mal läuft. Sobald aber die Anfangshürden genommen sind, laufen fast alle Vorgänge automatisch - wenn bedienerfreundliche Software (siehe unten) eingesetzt wird. Ich erinnere mich an einen Segler, der sage und schreibe sechs Wochen verzweifelte Versuche unternahm, bis er seine erste e-mail erfolgreich abgesetzt hat. Auch ich war trotz langjähriger Amateurfunkerfahrung beim ersten mal weit von "plug and play" entfernt. Das Handbuch von SCS ist für Fachleute eine Fundgrube, für Pactor-Anfänger leider wenig hilfreich: Es ist zu umfangreich und kompliziert. Eine "Quick Reference" wäre wünschenswert.
Eines der Hauptprobleme bei Pactor ist es, die Sendefrequenz exakt zu treffen, sonst hört man zwar das charakteristische "Chirp-Chirp", aber ein Link kommt dennoch nicht zustande. Das ältere Pactor 1 kann jeder mitlesen.

Pactor 2 ist wesentlich schneller und weil binär "verschlüsselt" (nicht mitlesbar, aber nicht im Sinne des Gesetztes "codiert"...). Es arbeitet fehlerkorrigiert und damit fehlerfrei. Vereinfacht beschrieben: Es wird immer ein Datenpaket gesendet und vom Empfänger wieder zurückgeschickt und beim Absender nochmals verglichen. Erst wenn der Vergleich Fehlerfreiheit meldet, kommt die Freigabe für das nächste Datenpaket. Faszinierend dabei ist, daß für sichere Übertragungen lediglich Feldstärken benötig werden, die im oder knapp über dem Rauschen liegen - wie weiland bei der Telegraphie. Sprechfunk wäre unter diesen Bedingungen längst nicht mehr zu verstehen. Mittlerweilen ist Pactor 3 entwickelt.

Kostenlose Software aus dem Internet
Das standardmäßig zum SCSPTC II aus Hanau mitgelieferte Terminal-Programm "Plusterm"  flog bei mir offen gestanden gleich in den Müll. Zugegeben: DOS-Anwendungen sind sehr persönliche Ansichtssache. Die meineserachtens beste Software unter Windows (Win 95, 98, 2000, NT, XP) heißt "Airmail", stammt von dem amerikanischen Funkamateuer Jim Corenman, ist unglaublich einfach zu bedienen und wird von Version zu Version besser. Die Oberfläche erinnert stark an gängige e-mail-Programm wie z.B. Outlook. Das schönste: das Programm ist kostenlos aus dem Internet herunterzuladen -  im Januar 2003 ist dies die Version 3.0.x.  Das Programm läuft unter Windows (mindestens Win 95 oder höher -  leider nix für Mac) und benötigt einen gängigen PC oder Laptop mindestens 486, besser natürlich schneller. Für englisch sprechende Segler und Funker gibt es einen weiterführenden informativen Hintergrund-Text von Jim Corenman.

Positionsreports für mehr Sicherheit auf See
Eine Superfunktion bietet die neueste Airmail-Version: automatisierte Positionsreports. Bei Koppelung an einen GPS-Empfänger kann mit jeder Übertragung  automatisch die aktuelle Schiffsposition mitgesendet werden. Wenn weitere Navigationsgeräte über eine Standardschnittstelle (NMEA 183) verbunden sind können sogar Kurs, Geschwindigkeit sowie Wind- und Wetterdaten mitübertragen werden. Die Koordinaten bleiben 30 Tage in der Winlink-Mailbox gespeichert und sind von jedermann über die Web-Site www.winlink.org/aprs  abrufbar. Die Position wird in einer Karte sogar grafisch angezeigt. Ich halte dies für einen unschätzbareren Beitrag zu mehr Sicherheit für Fahrtensegler. Wichtig zu wissen: Da es sich um ein reines  Amateuerfunksystem handelt, kann nicht nach Schiffsnamen gesucht werden, sondern ausschließlich nach Amateuerfunk-Rufzeichen!  Hilfreich wäre, wenn Trans-Ocean e.V. der Verband, bei dem die meisten deutschen Blauwassersegler organisiert sind, in seinen Yachtlisten und Standortmeldungen im Quartalsheft oder im Internet die Amateurfunk-Rufzeichen veröffentlichen würden. Leider hat der TO-Commodore als ehemaliger Berufsfunker zum Amateurfunk-Dienst ein - vorsichtig formuliert- getrübtes Verhältnis.

Eine gute Ergänzung zu airmail ist das ebenfalls kostenlos aus dem Web herunterladbare, sehr komfortable, leicht verständliche und mit einer erstklassiger Helpfunktion versehene deutsche Programm JVCOM 32. Es läuft ebenfalls zusammen mit dem PTC II.  Für e-mail ist es nicht gedacht. Man kann damit NAVTEX und qualitativ hochwertige kostenlose Wetterfaxe empfangen. Funk-Bilder in der Betriebsart SSTV (Schmalbandfernsehen) senden und empfangen ist ebenfalls möglich. Einzelheiten hierzu würden den Rahmen dieser website sprengen.

Schwarzfunken? Ohne Lizenz wird es teuer
Wenn - ja wenn man für all diese schönen Spielereien eine gültige nationale Amateurfunklizenz hat. (Um einen persönlicher Kommentar zu dem unter Seglern und Funkern immer wieder heftig umstrittenen Thema zu lesen diesen Link klicken)  Schummeln, wie bei den berüchtigten Schwarz-Funk-Yachtie-Netzen im Pazifik ist bei den digitalen Betriebsarten schwieriger. Schlüssel für den Zugang zu den Mailboxen sind die Rufzeichen und die werden von den Betreibern zumeist überprüft. Neuderdings verlangen sogenannte MBO's, also die Funkrelais-Betreiber in Verdachtsfällen sogar Lizenzkopien per Fax. Schlaumeier, die's trotzdem "schwarz" senden, zum Beispiel mit falschen, unbefugt benutzten ("Piraten") oder gekauften Calls, werden der Gemeinde bekannt und dann in Bulletin-Listen beispielsweise von ZS5S, Joost in Südafrika, geoutet. Und natürlich sind schriftlich Aussendungen , die von  Behörden immer mal auch für spätere Bußgeldbescheide gespeichert werden, als Beweise für illegale Aktivitäten von anderer juristischer Qualität, als das flüchtig gesprochene Wort eines Schwarzsenders. Da kann ein Heimatbesuch überraschend teuer werden. Außerdem gibt es Staaten, die verstehen hier noch weniger Spaß als die Deutschen  - interessanterweise scheinbar liberale Länder wie die USA oder Australien.

Mails & More - wie funktioniert's
Womit wir bei der Betriebstechnik wären. Wie funktioniert Pactor praktisch? Man schreibt zunächst wie gewohnt per PC den Text wie bei jedem anderen e-mail Programm auch. Dann sucht man aus der Tabelle den Ausbreitungsbedingungen entsprechende passende Paktor-Mailbox ("MBO") heraus, stellt den Transeiver auf die Frequenz plus oder Minus Shift (je nach USB oder LSB) lauscht, ob das Band frei ist (!) und drückt die Airmail-Starttaste. Ein chirpendes Geräusch ertönt und wenn wir Glück haben erwischt uns der Scanner der MBO. Wir checken ein. Normalerweise heißt uns die Box dann willkommen und speichert uns als User. Manche MBOs, die stark frequentiert sind, haben 30 oder 60 Minuten tägliches Zeitlimit, damit alle mal dran kommen. Ich bevorzuge weniger stark nachgefragte MBOs und schreibe dem Operator zu Beginn immer erst ein paar freundliche persönliche Zeilen. Erstens finde ich, das sich das gehört, wenn die Amateuere schon ehrenamtlich und kostenlos Programme entwickeln und Vermittlungs-Dienste anbieten. Und zweitens, wenn man sich kennengelernt hat, lassen sich auch gelegentlich aufkommende technische Problemefälle einfacher lösen.

Das Airmail-Programm läßt einen wählen, ob zuerst neue gespeicherte Post ausgelesen oder die eigenen Texte gesendet werden sollen.

In der Box an Land wird der Text empfangen , zwischengespeichert und dann per Internet manchmal über verschlungene Wege weiterversandt. Retour geht das den umgekehrten Weg.

Manche MBOs im Win-Link-Netz bieten sogar "Bulletins" an, die automatisch bei jedem Checkin aufgelistet werden. Die gewünschten Themen sind einzeln abrufbar. Sie reichen von aktuellen Sturmwarnungen über Funkausbreitung bis zu Antennen-Tips und Weltraum-Infos oder unterschiedlichsten Diskussionsforen.

NUMBER TS SIZE TO FROM AT FILED(Z) SUBJECT

142956 BN 8017 PACTOR TU5EX WW 1201/1552 TU5EX fwd log.
142954 BN 5673 PACTOR VE2FK WW 1130/2346 PTCnet Dec 01/99
142953 BN 4315 FUNKWX DL9ZEA WW 1201/0902 RadioWX-Calendar 01Dec.
142952 BN 4449 PACTOR VK5RQ WW 1128/0327 VK5RQ OP-28.11.99-DITO
142949 BN 4594 FUNKWX DL9ZEA WW 1128/1011 RadioWX-Calendar 28Nov.
142939 BN 8399 ALL EA1IW AMSAT 1123/1908
142938 BN 8102 ALL EA1IW AMSAT 1122/1404 INTERNATIONAL SPACE STN
142937 BN 5395 NEWS KD2BD AMSAT 1130/2252 * SpaceNews 01-Nov-99 *
142934 BN 3973 ALL EA1IW AMSAT 1122/1404 SPACE SHUTTLE STATUS RPRT
142933 BN 8341 ALL CT2GWY AMSAT 1128/1744 INT. SPACE STATION RRPT
142932 BN 7257 ALL EA1IW AMSAT 1126/1229 ISS STATUS REPORT #46
142916 BN 18698 PACTOR DF7ML WW 1201/0456 MBOlist NA (99 Dec.4/5)
142915 BN 16442 PACTOR DF7ML WW 1201/0450 MBOlist EU (99 Dec.1/5)
142914 B 1453 EMV DM2BLE HS0AC 1202/1430 Wi.-D.TA33-JRv.HyGain
142913 B 1426 EMV DM2BLE HS0AC 1202/1428 Wi.-D.CL33M-v.Mosley
142912 B 2805 EMV DM2BLE HS0AC 1201/2131 Wi.-D.CB-Ant.fuer 10-80m
142911 B 2492 DARC DL4KCK HS0AC 1202/1353 andere Laender,...
142910 B 3403 DARC DL0DL HS0AC 1202/1232 Ergänzung DL-RS Nr.39/99
142908 B 4756 DARC DJ4QG HS0AC 1202/1149 Der "Tag des Amateurfunks"
142907 B 1711 EMV DM2BLE HS0AC 1201/2041 Wi.-D.X7-CushCraft
142906 B 8303 DARC DL0DL HS0AC 1202/0627 DL-Rundspruch Nr. 39/99
142897 B 1237 EMV DM2BLE HS0AC 1201/2021 Wi.-D.Angelrutenb.f.10m
142895 B 1650 DARC DF5AA HS0AC 1201/1703 Frage zur Selbsterklaerung
142894 B 1298 EMV DM2BLE HS0AC 1201/2017 Wi-D.G3LDO-Doppel-D-Beam
142893 B 1153 DARC DJ2HH HS0AC 1201/1832 re dd6ou HSM
142873 BN 5284 NEWS DL1ZAV THA 1202/1003 * SpaceNews 29-Nov-99 *
142872 BN 1675 WX HS0AC MM 1202/1002 Cycl.Indian OCEAN 02Dec08:0
142871 BN 2073 WX HS0AC MM 1202/1001 Cycl.Pacific OCEAN 02Dec08:0

[MID: 1358_DL2MAS Received Via: HS0AC Date: 1999/12/03 00:17:06]

Screenshot: Muster der Bulletin-Liste eines Tages mit einer Fülle von Themen von HS0AC in Bangkok. Betreiber ist der deutsche Rudi.

Für PANDAREA waren an diesem Tag zwei  Themen (blau markiert) von Interesse und wurden detailiert abgerufen.

In der Software "Airmail" ist eine umfangreiche Auswahl-Liste gespeichert. 

Tip: Sicherheitskopie im Cybercafe
Es soll nicht verschwiegen werden, daß auch gelegentlich - wenn auch sehr selten - mal eine mail auf Nimmerwiedersehen im Orkus verschwunden ist. Schließlich läuft das Netz weltweit auf ehrenamtlicher Basis.
Für den cleveren Yachtie empfiehlt es sich daher, zusätzlich ein landgestützes Backup einzubauen. Ich habe zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und das Problem wie folgt gelöst: Um eine feste "e-dress" zu haben, besonders damit meine mail-Partner nicht ständig mit den wechselnden Seegebieten neue Funk-Relais eingeben müssen, habe ich bei einem der kostenlosen Provider eine ständige mail-adresse eingerichtet. Ich habe mich für gmx.net (oder gmx.de) in Deutschland entschieden. "Hotmail" oder "yahoo" oder andere kommerzielle Provider wie aol oder Compuserve funktionieren auch. Von dort habe ich als Mini-Schneeballsystem Weiterleitungsadressen eingerichtet: Von der 1.Adresse führen zwei Weiterleitungen auf zwei unterschiedliche Funk-MBOs, die ich je nach Funkausbreitungsbedingugen per Pactor2 abfragen kann. Die dritte geht als Backup an eine weitere gmx-mailbox zurück. Diese gmx.box speichert die Kopie. Ich checke sie bei Landgängen regelmässig in Internetcafes, die es heute selbst auf abgelegensten Inseln gibt.

Bei meiner Weltumsegelung sendete aus dem indischen Ozean über VK7PU, Phil in Tasmanien (Australien) und HS0AC, Rudolf in Bangkok (Thailand). Im Pazifik, von Panama bis französisch Polynesien hatte ich über zwei verschiedene US-amerikanische Relais gearbeitet, dann zuverlässig über VK2AGE in Melbourne (Australien) . Achtung: Die Australische Regierung hat den e-mail-Verkehr per Amateurfunk wegen zu häufigem Mißbrauchs zur Zeit v ö l l i g verboten!

Eine der wichtigsten Stationen ist Joost, ZS5S in Südafrika, weil er riesige Seegebiete in Pazifik, Indic und Rotem Meer abdeckt. Die gewünschte Umleitung zu geeigneten MBOs in dem weltumspannenden Amateur-Geflecht kann ich von jedem Internetcafe aus ändern. Meine Korrespondenzpartner an Land merken das gar nicht. Müssen sie auch nicht - hauptsache es funktioniert. Im Schnitt gehen bei mir wenn ich auf See bin immerhin täglich sechs bis acht mails in die Luft. Von Panama bis Port Sais habe ich mehr als 2000 e-mails gesendet und empfangen.

 

PRAXISTIP

Wissen und beachten müssen die Nutzer zuhause für den Amateur-Mailverkehr:

  • Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt noch immer langsame 2,4kB wie in der Zeit der allerersten Modems. Also bitte keine unnötig langen Texte verschicken.
  • Übermittelt wird nur PLAIN TEXT. Die Funktion ist bei den meisten e-mail-Editoren einstellbar. Also: Keine HTML-Formate, keine Dateien, keine Attaches, keine Fotos, keine Videos und keine Töne. Texte, die solchen "verbotene" Elemente enthalten, werden von den einigen MBOs automatisch gelöscht, ohne dass dies dem Absender zurückgemeldet wird!. Dumm gelaufen...
  • Möglichst nicht die Reply-Taste verwenden, weil der Text sonst eventuell in der falschen (weil vielleicht schon nicht mehr aktuellen) Relaisstation landen kann. Stets die Adresse verwenden, die die Yacht selbst als "mailto" angibt. Yachties sind nun mal sehr mobil und senden über wechselnde Relais, oft auch aus Internetcafes.
  • Falls Reply ausnahmsweise doch funktioniert, keinesfalls den ursprünglichen Text mit zurückquoten. Manchmal wird eine solche mail als unzulässig komplett gelöscht. Zumindest werden Quotes nicht gerne gesehen, weil sie unnötig lange Sendezeiten blockieren und die Hams ihre Boxen nicht zumüllen lassen wollen.
  • Auf deutsche Umlaute und Sonderzeichen wie scharfe "s", Akzente, Anführungszeichen und andere Sonderzeichen verzichten, weil die im internationalen Verkehr "verst\'fcmmelt" werden (Re: =?ISO-8859-1?B?R3L832U=?= zur Arafura See) stand beispielsweise in der Betreffzeile einer mail meines Segelfreundes Klaus Hympendahl an mich, der gerade an seinem neuen Piratenbuch schrieb. Schlau bin ich daraus nicht geworden, zum Glück konnte ich bei Klaus zurückfragen.Tja, fehlerfreie Übermittlung  bezieht sich bei Pactor rein technisch auf die Funksignale, nicht auf die Inhalte...

 

MMM102 - Grey Mice - 99NOV15
R:991115/0731z @:ZS5S.ZAF.AF [AfricaLink] #:322145

A message of interest to hams operating Maritime Mobile.

Following MM's are operating on digi modes but their data has
expired or is insufficient/incomplete to be included in the 
CMM bulletin.

 DATE,  CALL,   NAME,   VESSEL,      QTH,        Home MBO/xxx, rprt by
 -----------------------------------------------------------------------

 OCT31, 6W7ENN, Karl,   MANA,        Turkey,         -,          ZS5S
        a self confessed pirate as per bulletin SEP15!
 OCT12, AA1MQ,  Kathy,  COPASETIC,   FL,             N0ZO/---,   WG3G
 NOV12, AA4MW,  Mike,   ICHI,        Mooloolaba ,    VK2AGE/-,   WG3G
 NOV14, AB6CS,  Jay,    SKYWAVE,     Vanuatu,        VK2AGE/---, ZS5S
 SEP25, DK1TU,  Harald, AIDA,        Noumea,         ZL1MA/akl,  DK1TU
 OCT28, DL1HTU, Heidi,  EARLY BIRD,  Cyprus,         OE4XBU/dur, DL1HTU
 OCT17, DL1XAC, Carlos, MARIELLE BOLTEN, PAN cnl>AUS,N0ZO/lee,   ZS5S
 JUL25, DL2KAI, Thomas, NOVEMBER,    Panama,         -/-,        ZS5S
 NOV12, DL4FDB, Uschi,  VAMOS,       T'dad vis DEU,  WG3G/pos,   WG3G
 OCT24, DL4MDJ, Udo,    MAPEMA,      Trinidad,       KB6YNO/sju, KB6YNO
 SEP25, DL6OBI, Klaus-D.CHEZ NOUS,   Tonga,          VK2AGE/akl, ZS5S
 OCT17, DL7AAO, Heiko,  HEIKON,      Canary Isl.,    KB6YNO/sju, KB6YNO
 NOV12, DL8BHM, Heiner, DOERTITA,    Trinidad,       WG3G/pos,   WG3G
 OCT30, EL0BF,  Jim,    CHAMPAGNE,   NZL,            VK2AGE/---, ZS5S
...
OCT19, HP1XSL, Stefan, BELLADONNA,  > Tonga,        VK2AGE,---, ZS5S
...             (possibly operating illegally)
...
 SEP25, KD7ATE, -,      -,           -,              VK2DW/-,    VK2DW
                (possibly operating illegally)
 
This bulletin is issued on the 15th of each month.

Please send additional details to ZS5S @ ZS5S.ZAF.AF or 
via E-Mail:  zs5s@iafrica.com

BV and 73 de Joost, ZS5S

- end -

[MID: MMM_102 Received Via: HS0AC Date: 1999/11/20 02:46:01]
Bulletin-Beispiel: Stark gekürzte Liste der MBO-Leitstation ZS5S in Südafrika.
There is a regular meeting of pirates on 28.200 on F3E. Traffic is daily throughout the day as long as the band is open. Signals are quite strong. If You have a beam, please observe this frequencies and report Your observations to Your intruder watch.
I'm also interested in the information about these "guys".
 VY 73 es good pirate blasting de Marcus, DL1EKC

 

PRAXISTIP

Der guten Ordnung halber sei auf ein oft gehörtes Mißverständnis in der Rechtslage hingewiesen: Die Behauptung, außerhalb von Hoheihsgewässern auf hoher See dürften Funkgeräte ohne Genehmigung oder Lizenz betrieben weren ist falsch. Auf Schiffen unter deutscher Flagge, egal wo auf der Welt, gilt das deutsche Fernmeldeanlagengesetzt bzw. das  Amateurfunkgesetz (unabhängig von der Betriebsart, also SSB, Pactor oder e-mail).

Grundsätzlich ist Pactor über Amateurfunk transparent, weil Amateurfunksendungen laut Gesetz nicht verschlüsselt werden dürfen. Jeder kann und darf also mitlesen und jeder Interessierte kann sich die Nutzer der letzten 24 Stunden auflisten. Vertraulicher Inhalt sollte also tunlichst nicht über den Amateurfunk-Dienst vermittelt werden.

Eine Leitstation in Südafrika, Jost, ZS5S, veröffentlicht alle 14 Tage aktive "chirpende MM-Stationen" und eine "graue Liste" in seinen "Bulletins".

 

Diese Öffentlichkeit ist logisch, da die Amateurfunkgesetze weltweit (also nicht nur in Deutschland) kommerzielle Nutzung und verschlüsseln ausdrücklich verbieten, sogar unter Strafe stellen. Zulässig sind streng genommen nur Botschaften mit privatem und (funk-)technischem Inhalt im Klartext von lizensierten Funkamateueren an lizensierte Funkamateure. Unzweideutig ist auch: Das deutsche Amateurfunkgesetzt verbietet die technische Verbindung zwischen Amateurfunkgeräten und öffentlichen fernmeldetechnischen Einrichtungen. Mailboxen in Deutschland kommen daher als Internet-Gate rechtlich nicht in Frage  - ob dies einem nun gefällt oder nicht. 

Deshalb läuft der Internet-Traffic nur über Boxen in Nordamerika, Australien (siehe Hinweis!) und Asien. In diesen Ländern ist "Phone-Patch", also die Ankoppelung von Amateurfunkgeräten an Fernmeldeanlagen, erlaubt ( InDeutschland ist die Verbindung von öffentlichen Telefonanlagen mit Amateurfunkgeräten strafbar!) . Weiterleitung von Nachrichten ist mit Einschränkungen auch für deutsche Amateure möglich - sagen die Juristen. Es gibt eine geduldete Praxis an der Grenze derr Legalität: Der hochfrequente Teil der Übermittlung, also Funk muß zwischen lizensierten Funkamateuren, beispielsweise Schiff-"Phonepatch-Land" laufen. Dort kann die Landstation empfangene mails ins Internet einspeisen und weitersenden. Begründung: Ebensogut könnte der empfangende Funkamateur diese mail ja auch ausdrucken, in einen frankierten Umschlag stecken und weiterschicken. Dieser Weg hat dann mit Amateurfunk direkt nichts mehr zu tun. Klar? Nachrichten von Dritte an Dritte ist in jedem Fall verboten, auch über die USA, weil die Bundesrepublik Deutschland und die USA kein sogenanntes 3rd-Party-Abkommen unterzeichnet haben.

Deutsche Segler, die mehr über Amateurfunk an Bord wissen möchten, können sich an INTERMAR e.V., den deutschen Amateur-Seefunkverband wenden. Die Funker von Intermar bieten übrigens über Kurzwelle eheramtlich und kostenlos Wetterberatung  für (lizensierte) Hochseesegler, begleiten Extrem-Expiditionen wie die Reisen von Heide und Erich Wilts auf der FREYDIS und strahlen immer wieder auch Suchmeldungen aus. Allgemeine Informationen über Amaterufunk und viele weiterführende Links gibt es beim Deutschen Amateur Radio Club DARC ev. in Baunatal. 

Für Nicht-Amateuere: Angebote von kommerziellen Funkdiensten

Für Nichtlizenzinhaber bleiben folgende Alternativen in unterschiedlicher Qualität und Preislage. Die gute alte "Küstenfunkstelle" Bern Radio in der Schweiz, PinOak USA und Globe Wireless bieten Pactor-Service kommerziell und Sail Mail in den USA semiprofessionell an. AT&T (USA) hat seine Funkdienste eingestellt. Andere - auch öffentliche - Funkstellen, die vergleichbare Dienste international und weltweit anbieten, sind mir derzeit nicht bekannt.

  • Bern Radio  die alte "Küstenfunkstelle in den Alpen" setzt ein gültiges Schiffsrufzeichen mit angemeldeter Seefunkstelle (und gültigem Betriebszeugnis des Funkers versteht sich) voraus und kassiert für DTS (Data Transmission System) neben 50 Fränkli monatlicher Grundgebuehr ganz grob einen Franken für etwa zwei Schreibmaschinenzeilen. Also teuer, aber per Saldo biller als Satelitenfunk. HEB arbeitet auf zahlreichen Frequenzen, hat übrigens ihre Vermittlungsdienste reduziert und ist nicht mehr 24 Stunden betriebsbereit.
  • Pin Oak Digital einer der Pioniere, hat im vergangen Jahr den Namen in SeaWave geändert. Der Betrieb war nicht ganz so formell, wie bei einer amtlichen Küstenfunkstelle und deckte mit Relaisstationen entgegen der Eigenwerbung auch nicht die ganze Welt ab. Vor allen Dingen: Man muß deren teure Pactor Controller und Programme erwerben. Die Gerätschaft ist dann zu nichts anderem zu gebrauchen. Dafür bekommt man aber farbige Wetterkarten empfangen und kann sogar Farbbilder senden. Wie ich aktuell erfahren habe, soll auch Nachfolger SeaWave nicht oder nicht mehr operieren, zumindest in wirtschaftlichen Nöten sein. Der Internetauftritt gibt darüber keinen Aufschluß. Ich werde versuchen, dies über Segler, von denen ich weiß, dass sie PinOak abonnoniert hatten, nachrecherchieren.
  • Globe Wireless
    ist als Provider für Satelitendienste eher für die Berufsschiffart als für Yachten. Er bietet e-mail-Dienste (einschließlich aller denkbaren Attache) an. Praktischerweise können alle gängigen mail-Programme (z.B. "outlook") verwendet werden. Preise - und so etwas stimmt mich immer ärgerlich - sind nicht veröffentlicht, sondern auf Nachfrage zu erfahren.
  • Globalstar
    der Satelitenfunk-Anbieter decket nur die Landmassen von Nord und Südamerika, Australien und Eurasien mit Küstengewässern ab, nicht aber die hohe See. Für Fahrtensegler daher nicht geeignet, obwohl die amerikaner eine breite Palette an Dienstleistungen einschließlich Wetterinformationen anbieten.
  • Sailmail
    Die einzige billige und lizenzfreie legale Alternative für den Low-Budget-Yachtie ist mehr oder weniger eine amerikanische One-Man-Show, die von Firmen wie WEST MARINE und Icom gesponsert wird. Kosten: derzeit 200 USD pro Jahr als Grundgebühr und sonst nix mehr. Man braucht keine Lizenz, weil halblegal auf den Marinebändern georgelt wird. Nötig ist ein Schiffsrufzeichen (vier Buchstaben), falls nicht vorhanden, wird's (illegal) notfalls erfunden. Keiner kontrolliert's. Der Service ist dürftig. Hunderte von Yachties warten oft tagelang, bis sie eine kleine mail auf eine der wenigen freien Frequenzen quetschen können. Allerdings gibt es Ausbaupläne. Vorerst aber gilt: Zeit ist Geld...

Deutsche Traditionsfunkstelle Kiel-Radio wieder aktiviert

Last not least eine erfreulicher Nachricht vom Mai 2001: Unter dem Traditionsrufzeichen DAO ist Kiel-Radio wieder in der Luft. Nachdem die amtlichen deutschen Küstenfunkstellen ihren Betrieb eingestellt haben, wurde Kiel-Radio als privatwirtschaftliche GmbH reanimiert und hat von der RegTP (Regulierungsbehörde für Post - und Telekommunikation) eine Lizenz erhalten. Kiel-Radio betreibt mit modernen Anlagen ausschliesslich Pactor-Daten-Betrieb und bietet als einziger deutscher Kurzwellendienst direkten Zugang zum Internet. Mit modernen Sendeanlagen wird kommerzieller Funkbetrieb auf derzeit zehn simultanen Frequenzen betrieben, der nach eigenem Bekunden "mit hoher Betriebssicherheit und  hohem Standard"  bei Preisen, "die nur ein Bruchteil von Inmarsat, Iridium oder Globalstar betragen, bzw. sich mit bestehenden ernsthaften und lizenzkonformen SSB-Email-Diensten decken oder sogar erheblich darunter liegen".

Persönliche Einsatz-Erfahrungen oder solche von befreundeten Yachties liegen mir noch nicht vor. DAO könnte eine interessante Variante zu Satelitenfunk sein. Allerdings habe ich auch nach einigen e-mail-Rückfragen bei den Betreibern noch Zweifel habe, ob das Angebot be realistischen Verkehrsvolumen wirklich so günstig ist, wie die Betreiber anpreisen. Noch nicht optimal für Blauwassersegler scheinen mir zwei Faktoren: 1) Es gibt (noch?) keine weltweite Abdeckung (Pazific und Indic fehlen) 2) Betrieb ist nur mit exclusiv modifierter Hardware (PTCII-Controller mit Kiel-Radio Firmware) möglich. Eine interessante Option ist das Einspeisen von Wetterdaten in Seekarten der Navigationsprogramme von MaxSea.
Praktische Erfahrungen von Blauwasser-Seglern sind willkommen.

 

Ich hoffe, liebe Funk- und Segelfreunde, die Ausführungen helfen in der Praxis. Sollten sich in unserer schnelllebigen Zeit Fakten geändert haben bitte ich um Nachsicht und Information.

Selbstverständlich bin ich auch an abweichenden oder konträren Ansichten interessiert. Wobei ich ausdrücklich um persönliche Praxiserfahrungen bitte. Fachbücher lesen und im internet surfen kann schließlich jeder für sich selbst...


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6.aktualisierte Fassung Stand: 31. Juli 2003, 
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e-mail an den Autor

 

Screen shots

Das einfach zu bedienende Terminal der Software "Air Mail":Terminal bei Empfang

In der Menue-Zeile: Start und Stop-Knopf, Modus, Rufzeichen der MBO-Station, Frequenz und Umschalter zur Message-Seite.
Mitgelesene fremde Texte erscheinen grau, Texte die für die eigene Station bestimmt sind schwarz, Binäre up- und dawnloads für die eigene Station grün, sonstige selbst gesendete Texte und bestätigte Befehle blau sowie System-Angaben rot.
Ueber alle Vorgänge legt das Programm ein zeitgenaues Protokoll (gilt als Logbuchführung im Sinne des Gesetzes) an. Nachteil: Im Gegensatz zu den meisten landgestützen e-mail-Systemen gibt es weder eine Quittung dafür, daß der Empfänger die Mail erhalten, noch daß er sie gelesen oder beantwortet hat.

 

Terminal mit Textproben

Die Muster-Seite oben zeigt den Unterschied zwischen Pactor 2 (obere Hälfte) und dem alten Pactor 1 (untere Hälfte):
Oben nur scheinbarerer Datenmüll, den nur der Empfänger entziffern kann, unten Klartext den jeder Pactor-Empfänger mitlesen kann. Mitlesen ist - selbst ohne Neugier - unvermeidlich, wenn man seine Geräte eingestellt hat und darauf wartet, daß die Frequenz frei wird. Ich finde es manchmal erstaunlich, mit welcher Offenheit manche Stationen selbst über intimste Belange per Pactor 1 mailen. Oder die Benutzer sind sich über den öffentlichen Charakter ihrer Aussendung nicht be
wußt.

Der übersichtliche Message Screen (Bild unten) mit rechts der Liste neuer aber bereits gelesene mail und links den Mappen.
In der OUTBOX im Folder "SOS" sind vorbereitete Standard-Notrufe, in "canned msg" Standard-Meldungen wie cq-Ruf, Stationsbeschreibung, persönliche Angaben etc. Amateurfunk-Pactor ist aber nicht im GMDSS, die Behandlung von Notrufen ist also unsicher und erfolgt rein zufällig.

 

Message Screen